Montag, 13. Februar 2017

Dem Luther wurde der Blick verstellt

Eindrücke eines springenden Touristen in Sachsens Hauptstadt

Dieser Tage kommt man an Dresden nicht vorbei, denn immerhin - gerade heute - ist ja der 13. Februar. Und an diesem 13. Februar ging einst die Stadt in Feuer und Rauch auf.
Ob es strategisch zwingend war, diese Stadt, die voller Flüchtlinge war, zu bombardieren, wird seit jeher kontrovers diskutiert. Und wie viele Opfer es tatsächlich gab, wird wohl auch nie zu klären sein.
Ich durfte vor Jahren mit einem reden, der einst vier Stunden dort verschüttet war. Vielleicht hat er deshalb sogar überlebt, aber erleben möchte man das garantiert nicht.

Mehr als siebzig Jahre herrscht nun schon Frieden. Länger als jemals hier, und es soll so bleiben! Trotzdem präsentiert sich diese Stadt uneins. Ein großes Polizeiaufgebot aus aller Herren Bundesländer hilft üblicher Weise, gegensätzliche Demonstrationen voneinander fernzuhalten. Aber auch der gemeine Spaziergänger, der an keiner Demo teilnehmen möchte, fällt vielleicht über den einen oder anderen Stolperstein.


Da verstellen also drei hochkant befestigte Busse dem Luther den Blick auf den Platz (na ja, eigentlich kann er nur 'ne Baustelle nicht richtig sehen), und Besucher streiten, ob es schön oder nicht schön sei.
Wer den Künstler bereits im Fernsehinterview sehen durfte, versucht krampfhaft den gewünschten Bezug zum Geschehen in Aleppo herzustellen, scheitert aber, weil das Gehirn sich einfach weigert, den sich immer wieder in den Fokus drängenden Schriftzug der Sparkasse Bayreuth auszublenden...
Fantasielos?
Ja, vielleicht.

Und wenn dieser Bezug, der zweifelsohne erwähnenswert ist, sich nicht einstellt, denkt man wenigstens daran, dass diese Installation (ist es ja tatsächlich!) nur begrenzt - bis Anfang April nämlich - "haltbar" ist.


Ein paar Schritte weiter (Dresden ist für den Hauptstädter ja nur ein winziges Örtchen mit hübschen Bauten und 'nem Fluss; fußläufig ist nämlich alles erreichbar.) findet man einen ganz anderen Ort des Insichgehens: Lampedusa 361.




Die vielen Flüchtlingsgräber, die als "Installation" (wirklich 'ne bekloppte Bezeichnung!) den Theaterplatz zieren, machen betroffen, weil man ob der großen Zahl und der teilweise jungen LebensSterbealter einen Moment an nichts anderes mehr denken kann. 
Man geht traurig durch die "installierten" Gräberreihen, und manch einer zündet eine Kerze an. Und ein paar Straßen weiter stehen echte Toitsche mit mahnenden Schildchen in schlechtem Deutsch (immer wieder des OBs Namen mit Deppenapostroph!) und hier mit hochgehaltenem Buchstabensalat, der sich umgehend zum "HEUCHLER" sortiert.
Wen könnten diese Herren in ihren rot-weiß-schwarz gestreiften Pudelmützen meinen?
Mich etwa?

Die haben wohl ein Rad ab!
Ihr ungeteilter Frosch


PS:
Oh, sieh mal einer an. Diesmal haben die Medien mal nicht nur negativ über Dresden geschrieben. Ob die doch noch eine objektivere Berichterstattung, die nicht einseitig Dresden immer nur mit Ewiggestrigen in Verbindung zu bringen sucht, bleibt allerdings abzuwarten...










Donnerstag, 9. Februar 2017

Bun na h-Abhain


Ganze 280 (!) Flaschen  gibt/gab es von einem Whisky, der nicht so richtig wollte, dass sein guter Name auf dem Etikett steht. Eigentlich steht sonst stolz und meist auch verschnörkelt der Brennereiname überdeutlich auf  der Pulle, geziert mit "Originalabfüllung" und "garantiert nicht kühlgefiltert" oder "Fassstärke" (manchmal mutet unsere Rechtschreibung doch ziemlich bescheuert an...) und "ungefärbt" natürlich.
Es steht aber jetzt keine Originalabfüllung im Rampenlicht dieser Rezension! Hier muss sich der des Lebenswassers frönende Genießer erst durch eine Unmenge Wörterbücher wühlen, um den Ursprung des Tröpfchens zuerst zu erahnen und dann mit Hilfe so einiger Internetwerkzeuge per "cross checks" zu verifizieren.

Bannahabhain [Bun na h-abhain] dürfte die Destille heißen. Und des kräftigen Rauches wegen möchte man sich doch wohl etwas "abgrenzen" und nicht den Brennereinamen "verunglimpfen" lassen...

Stolz sollten die Jungs sein!
So stolz wie einst der Abfüller Marray McDavid beim Glücksgriff mit einem Fünfjährigen aus selbiger Kupferblase, den es einst auch nur limitiert gab. Genuss pur!


Und nun setzt Olafs ehemaliger Klassenkamerad mit seiner C&S-Dram-Abfüllung noch eins drauf:
Am Tag der Whiskywerdung kam der Peat at the Foot of the River hinter Glas und Korken.

Jünger als der alte Vergleichstropfen, noch jünger geht es auch nicht mehr (!), und mit seiner noch wesentlich "limitierteren" Auflage unwiederbringlich.
Ein Tröpfchen, welches man eher verschnüffeln sollte, als es zu trinken...

Nach dem Öffnen sucht man nach dem angekündigten Rauch, der sich aber erst im Glas zeigt. Sehr "trockner" Rauch übrigens.
Und haben die Phenole die Synapsen wieder freigegeben, findet man eine unerwartete Süße, die sehr schnell in Kakao umschlägt, so dass man auch sofort aufstehen muss und nicht widerstehen kann, unverzüglich eine 85-prozentige Zetti aufzureißen...

Wieder ändern sich die wahrgenommenen Aromen, die aber nie richtig fruchtig werden. 1095 Tage im alten Bourbonfass wären vielleicht auch zu knapp dafür, oder es liegt am gerade ordentlich lodernden Kaminfeuer?



Ob seiner Jugend und des entsprechend hohen Alkoholgehaltes bemerkt man etwas Ungestümes im Geschmack, aber dennoch keine Dominanz der 62 Volumenprozent, und, "Oh Wunder!", lässt sich dieser PEAT AT THE FOOT OF THE RIVER durchaus gerne auch auf ein Mokkalöffelchen Wasser ein. 
Er verliert nichts dabei! 
Und siehe da! Jetzt nimmt man sogar helle Trauben und unreife Birnen wahr.

Slàinte mhath!
Ihr nun leicht benebelter Frosch

PS:
Weshalb aber Rauch oder Torf nicht (mehr) in das Markenkonzept dieser Islay-Brennerei passen sollten, weiß der Teufel.
Na ja, der vielleicht auch nicht...

Samstag, 4. Februar 2017

VGB, GBV oder BVG?


Da gibt es in der Hauptstadt nun diese zwei ÖPNV-Kraken, die sich zwar finanziell ganz gut "ins Benehmen setzen" können, aber, obwohl jeder doch sogar im Internet vertreten ist und sich auch sonst äußerst modern gibt, einen firmenübergreifenden Informationsaustausch wohl immer noch in ihrer hausinternen Fremdwortliste führen.
Da steht nun am Alex während der Berufsverkehrszeit (rush hour) ganz blöde ein "alter" Koffer rum, und paranoid wie wir inzwischen alle geworden sind, wird sogleich der ganze S-Bahnhof abgeriegelt. Na klar. Das erwartet man ja so.

Aber hätten die Dösbattel nicht bereits in der U-Bahn durchsagen können, dass es keinen Zweck hat, hier in die S-Bahn umsteigen zu wollen? Gitter versperrten die weiteren Aufgänge, nachdem man einen Stock im Untergrund höher kam.
Hätte man das vorher gewusst, wäre man bis Jannowitzbrücke einfach in der U8 sitzengeblieben, hätte sich das Hoch und Runter gespart und hätte auch noch den nächsten (geplanten) Anschluss bekommen. Hätte, wäre, wenn...


So viel des Guten ist aber nicht zu erwarten. Immerhin kostet ja der Einzelfahrschein (noch) keine € 3,50!

Unsereiner spart also jede Menge Geld, und BVG und S-Bahn klauen uns unsere Zeit. Was die damit allerdings machen, lässt sich nur erahnen, denkt man nämlich an das Märchen von der verlorenen Zeit...

Bleiben Sie jung!
Ihr hin und wieder S- und U-Bahn fahrender Frosch

Freitag, 3. Februar 2017

Ein ganzer Januar ohne Blogeintrag?

Manchmal fällt einem überhaupt nichts ein, wenn man das Weltgeschehen (ganz aus der Ferne) beobachtet. Weder Tragweite mancher Ereignisse, noch (Irr)Witz der vergangenen fünf Wochen sind irgendwie zu toppen!
Bange wird einem, wenn man bedenkt, wie unbedarft so manch' Politiker vielleicht aufs rote Knöpfchen drücken lassen könnte... Hoffen wir, die Welt bleibt bestehen. Uneins wie immer, mit oder ohne Mauer(n), und suchen wir doch auch gleich wieder den vergilbten Ariernachweis aus alten Schuhkartons heraus. Man weiß ja nie.

Irgendwie glaubt man glauben zu müssen, dass Menschen lernfähig sind. Doch allein dieser Gedanke wurde ja hier im und am Tümpel schon mindestens zwei Mal widerlegt.
Also glaubt man des Glaubens willen, dass so manche philosophischen Überlegungen auch Ausnahmen zulassen dürfen und schwenkt gedanklich sogleich zu Angenehmeren:
Rodeln mit den Enkelkindern,
seltene Whiskies verkosten mit Freunden,
am lodernden Kaminfeuer sitzen und dabei dem Schneegestöber draußen zuschauen.

...jedenfalls kam unsereiner so ganz gut durch den ersten Monats des Jahres 2017.


Nun also mit dreiunddreißigtägiger Verspätung vom zugefrorenen Tümpel:
Ihnen ein schönes "Neues" Jahr!
Ihr schlummernder Frosch