Mittwoch, 6. Oktober 2010

Zurück aus der Zone

Herr F. ist zurückgekehrt. Die mitgeführten Artefakte haben offensichtlich geholfen. Jedenfalls zeigte das finale Kontrollpunkt-Kammerdosimeter keine nennenswerte Verstrahlung an.

Unterwegs in der Zone jede Menge Eindrücke - besondere Eindrücke.
Natürlich war der Wiedererkennungseffekt deutlich vorhanden - die S.T.A.L.K.E.R.-Macher haben sich wirklich alle Mühe gegeben.
Und es gab Bemerkenswertes: die im doppelten Sinne große Welspopulation im alten Kühlwassergraben, das einsame völlig verstrahlte Moospolsterchen am Riesenrad, der rote Rote Wald, unerklärliche, eng begrenzte lokale Strahlungsherde an der Landstraße sowie die bovistförmigen, glänzenden Artefakte, die nicht fotografiert werden durften.
...die zu spät panikartig verlassenen Wohnungen, Schulen, Sporteinrichtungen, Kindergärten.

Die allerorts abblätternde Farbe, die abgehobenen Parkettstreifen, die abgefallenen oder zerbröselten Fliesen, der den Wurzeln der Pflanzen weichende Beton zeigen, dass nicht die Menschen die Primaten des Planeten sein können. Sarrazin geht nicht weit genug mit seinen vieldiskutierten Thesen. Er muss sich selbst in Frage stellen - und Sie alle gleich mit. Nur das wäre konsequent!
Das ist jetzt aber nicht das Thema.

Es gibt Dinge, die töten, ohne dass man sie wahrnehmen kann. Und es gab Leute, die das wussten und trotzdem in die Hölle gingen.
Warum diese Selbstaufopferung? Für die Familie, die Freunde, die Menschen, die ganze Welt?

Man muss Ihre Spezies schon sehr lieben und auch optimistisch in die Zukunft sehen können, damit sich solch ein persönlicher Verlust lohnen kann. Hoffentlich.

Ich bin da weniger optimistisch, was Sie angeht, aber das kennen Sie ja schon.

Ihr Frosch

3 Kommentare:

What I like and what I dislike hat gesagt…

Hört isch nicht sehr optomistisch an das Ganze. Mal sehen, welchen Eindruck die Fotos machen.

Überlebender hat gesagt…

Lieber Frosch,

es gibt Zonen auf dieser Welt, in denen man lieber nicht herumhüpfen sollte. Aber dennoch gibt es Menschen und Lurchartige, die sich sogar in DIE ZONE wagen. Was man bei diesem Abenteuer zu sehen bekommt, gibt einem zunächst ein mulmiges Gefühl. Aber mit genügend Schrauben im Gepäck umgeht man selbst jene Anomalie, die man nicht sehen kann. Leider sind die Artefakte zu groß für Deinen Tümpel. Daher müssen Dir Fotos genügen. -Sofern Du nicht vorhast, selbst einmal dorthin zu hüpfen...
http://picasaweb.google.de/felfro/Tschernobyl2010?feat=directlink.

Mit einem strahlenden Lächeln,
ein Überlebender

Frosch hat gesagt…

Der Kommentar ist jetzt ein richtiger Gastkommentar geworden. Er steht oben.