Donnerstag, 7. April 2011

Dostoprimetschatelnosti und ganz alte Geschichten

Da gab es am 28. Februar 1988 in der Werner-Seelenbinder-Halle (heute ist da ungefähr das Velodrom) ein Heavy Metal Concert. Uriah Heep war zu Gast in Ost-Berlin!
Vorgruppe war Kruis aus Moskau.

...nur, wer wollte schon Russenbeat hören?!
Wir gingen mit rund fünftausend Anderen raus in den Gang und suchten uns erst einmal eine schöne Riesen-Eisportion - mindestens fünf Kugeln - aus.
Ich glaube, Bier gab's überhaupt nicht.



Irgendwie drangen nach einer Weile Klänge ins Foyer, die doch die Ohren etwas länger werden ließen, aber das Eis war noch viel zu groß, um wieder in den Saal zurückzukehren.
Wir leckten bis fast die Zunge gefror und drängelten uns zurück in die rasende Rotunde und rockten zu absolut scharfem Russenrock.
Eigentlich unglaublich, aber letzten Endes war diese Band an diesem Abend besser und ganz bestimmt mitreißender als die gestandenen Gesellen um Mick Box (David Byron war gerade gut zwei Jahre tot und der neue Sänger sagte uns noch nicht viel).

Wie ich gerade jetzt darauf komme?
Tja, irgend jemand rief auf dem Flur soeben dostoprimetschatelnosti, und da fiel mir doch gleich der russische Text der ersten Strophe der Partisanen vom Amur ein, und schon war der Bogen geschlagen zu Kruis aus Moskau.
Assoziationskette!
Manchmal gehen die Gedanken eben ganz komische Wege.

Irgendwie passt das aber zur Renaissance östlichen Kulturgutes, was sich sogar bei den Jüngeren widerspiegelt, die u.a. z.B. Lukjanenko verschlingen. Na ja, bis Krieg und Frieden ist es allerdings noch weit...

Schade aber, dass es kein Moskauer Eis mehr gibt.
Kein RICHTIGES Moskauer Eis.

Wieder so eine Assoziation, da es laut Wetterbericht wohl ein schönes Wochenende werden soll.
Also, machen Sie diesmal ganz pünktlich am Freitag Feierabend, und genießen Sie die beiden nachfolgenden freien Tage!

Ihr Frosch


PS:
Da fällt mir noch was ein zur selben 'Location', und irgendwie will ich mich jetzt auch ein bisschen echauffieren.
Ja, zum 750. Berlin-Jubiläum - das war '87 - ging so Einiges ab...
Maffay war z.B. dort, und alle waren scharf drauf, Schnulzen-Peter LIVE zu erleben, was sich mancher u.U. bis zum Sechzigfachen des regulären Eintrittspreises (einer bot ein Moped Simson SR80) kosten ließ.
Echter Wahnsinn für (damalige) Osteinkommen!

Jedenfalls war Lafontaine (warum der auch immer bei uns war) damals mit seinem Gefolge für etwa 20 Minuten mit dabei und hat (wahrscheinlich unwissentlich) mindestens 50 DDR-Jugendliche um dieses Konzerterlebnis geprellt, bei dem die begeisterten Zuhörer nach dem ersten Applaus nicht einmal mehr die Arme nach unten fallen lassen konnten. In dieser Enge merkte jeder die Unterwäsche des Hinter'mannes' durch den feinen Zwirn.

Als ich etwas später neben Aurich unter Aufsicht seiner Bodygards pinkeln durfte, wusste ich noch nicht, dass der bestimmt zu dieser Zeit bereits Dosenbier bevorzugte.
Ist auch nicht wichtig, zeigt aber wieder mal, die Welt war und ist ein miefiges Dorf.
Manche Erinnerungen sollte man vergessen, der seelischen Gesundheit wegen.
Andere sind es vielleicht (?) Wert, weitererzählt zu werden, auch wenn das Postskriptum fast mehr Zeilen verschlingt als der ganze reguläre Text...

3 Kommentare:

What I like and what I dislike hat gesagt…

Oh Fröschl (was ist Deine Assotiation dazu?), da hast Du ja wieder mal tief in die psychologische Kiste gegriffen. Aber ich kann Dir folgen, weil es mir ähnlich geht. Da höre ich ein paar Takte von Musik, die ich gernicht kenne und schon fange ich an, den Radetzkymarsch zu trommeln. Da gibt es ganz viele Beispiele auch bei mir. Und das ist gut so. Das macht uns menschlich. Unmenschlich wäre es meiner Meinung nach, diese Assoziationen zu unterdrücken, besonders die unangenehmen. Denn die helfen uns doch zu lernen und uns zu verbessern.
War das zu philosophisch?

Frosch hat gesagt…


:-)

Frosch hat gesagt…

In einer Stunde hat Sergei Wassiljewitsch Geburtstag.
Das ist am gleichen Tag, wie der Geburtstag von Holger M., nur Lukjanenko ist elf Jahr jünger, falls er kein Anderer ist.
Alles Gute den beiden Geburtstagskindern!