Montag, 5. September 2011

Knochenmühle

Eine wunderschöne, riesengroße, leckere Mosaikjungfer ließ sich in einen Moment der Unachtsamkeit auf einem Baumstumpf direkt am Teich nieder und schwupp-di-wupp konnte ich mich auf sie stürzen. Ich überschlug mich (mäßig elegant) rückwärts und tauchte ins Nass meines Tümpels ab, die Libelle, die nur halb in die Gusche passte, festhaltend und darauf wartend, sie endlich widerstandslos schlucken zu können.
Ja, das geschah am letzten Urlaubstag.
Ein schöner Abschluss der außergewöhnlich langen Auszeit.



Der Mensch am Teich (bestimmt Schuld an der Unachtsamkeit der Libelle, weil er ständig mit seiner Kamera hinterher rannte und bei jeder kleinen Verschnaufpause mit dem langen Objektiv im Dickicht stocherte) kennt solche Genüsse freilich nicht.
Für ihn standen eher Exkursionen im Vordergrund: Dampferfahrt auf dem Müggelsee, Weitgucken aus dem Fernsehturm, Geburtstagsfeier bei Regina auf der Dachterrasse.
Auch ging es zu den Schotten um die Ecke und ein paar Tage später zu den Schotten, die das Fassrollen als Sportart kreiert haben mögen.

So unterschiedlich die Leute sind, also unsereiner und Ihrerviele, so verschieden sind auch die Interessen und Lieblingsbeschäftigungen.
Naja, die eine Lieblingsbeschäftigung lassen wir mal kurz außer Acht.

...jedenfalls ist doch klar, dass ein Mückentarzan beim Baumstammwerfen keine so gute Figur machen kann. Da müsste man doch bestimmt nachhelfen mit Salben und Tabletten und dem gelben Pulver aus dem Men's Shop.



Ganz anders beim Whisky-Tasting.
Auch ein Mückentarzan wäre in der Lage mit dem Riechkolben das halbe Glas leerzuschnüffeln und dunkle Früchte, Rauch, Vanille, Kakao, Peperoni und sonstwas zu erriechen. Er muss nur aufpassen, dass nicht parfümschwangere Luft von der feinen Dame nebenan oder Zigarrenqualm vom Herren hinten rechts sein Riechorgan veräppelt.
So einfach ist das also!

Benebelt, im wahrsten Sinne des Wortes, schaut man zu den Pipers und wippt mehr oder weniger unauffällig mit. Mangels Sprachkenntnisse, die nur einen einzigen Satz zulassen, stürzt man an den Classic-Malts-Konzern-Stand und zitiert 'Tha mi ag iarraidh Talisgeir le beagan uisge ach gun deigh', was einem einen 2005er 25-jährigen Special Edition von Charlie M. Smith mit 57.2 Umdrehungen beschert.
Und der Meister höchstselbst sogar war anwesend...
Welch' Genuss!



Können Sie das nachvollziehen?
Nee, ich auch nicht.
...also ich spreche jetzt jedenfalls vom Whisky.

Anabolika sind doof, Alkohol ist doof, und da ich das Meck-Pomm-Wahlergebnis auch nicht kommentieren möchte, sage ich jetzt einfach nur tschüss und überlege mir derweil, was ich, während Sie in Ihrer Knochenmühle arbeiten müssen, mit dem angebrochenen Tag noch so anfangen könnte.

Tìoraidh an-dràsda.
Ihr Frosch

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