Mittwoch, 7. September 2011

Was für ein Zirkus!

Der blöde 'persönliche' Brief, der mich erreichte, erinnert mich daran, die Briefwahlfrist doch wieder verpasst zu haben. Nun gut, mangels aufgedruckten Absenders (die Parteien wissen schon, warum sie den Brieföffner bewusst im Unklaren lassen - vorerst) sieht man schon mal in den Werbekram hinein, um sogleich zu erkennen, dass man es auch hätte lassen können.
Haben die denn keine Ader für den Regenwald???

Immerhin sind die Pappkameraden, die die Laternen verunstalten, neuerdings fast flächendeckend aus Plaste - unverwüstlich und wiederverwendbar und so herrlich abwaschbar!
...wie im richtigen Leben also.

Bei mir um die Ecke rivalisieren zwei Namensverwandte. Zuerst dachte ich, der sei in die andere Partei gewechselt. Manchmal malen sich die Konsorten damit bessere Chancen für eine politische Karriere aus, aber nee, es sind wohl mindestens zwei verschiedene Menschen (mit den selben Absichten).



Da hängt ein Plastikat. Es zeigt jemanden in Führerpose mit ordentlichen Fassonhaarschnitt, unglaubwürdig würdevoll guckend.
Wer will denn den haben?!
Aber da gibt es in Groß-Berlin noch so einige, die kaum jemand haben will. Das ist jetzt aber vielleicht doch zu persönlich...
Außerdem ist da nicht wirklich jemand, der unserem geouteten regierenden Partymeister den Champagner reichen könnte, die Anwältin mit der grünen Weste wohl kaum.
Nebenbei bemerkt: Ich finde, wenn der Partylöwe lächelt, hat er Ähnlichkeit mit Tante Hedwig, aber das wird Sie höchstwahrscheinlich kaum interessieren, ist mir aber durchaus einen ganzen Sympathiepunkt wert.

Bleiben wir aber beim Thema!
Wieder andere Parteiköpfe symbolisieren ihre Verbundenheit (mit wem eigentlich?) durch ein Gruppenfoto.
Ja, und dann gibt es noch die, die Zyklon-B im Wahlspruch haben, aber wer ist schon so sensibel, das auch tatsächlich zu bemerken, oder?
Lassen wir die mal lieber rechts liegen.

Die Spin-Doctors haben alle Hände voll zu tun - quantitativ, leider nicht qualitativ - denn Unterschiede nimmt man eigentlich mehr in den gestellten Gesichtern wahr, so blass sind die Parteiprogramme.
Da die L-Partei ja auch inzwischen die Erna zurückgepfiffen hat, die denkt, dass alle Kaulsdorfer fette, reiche Säcke seien, gibt es nun niemanden mehr, der für eine Beteiligung beim (von den Anwohnern meist ungewollten) Straßenausbau wirbt.
Es geht hier nicht um Aufbaustunden.
Es geht um Knete, die eigentlich niemand mal so nebenbei übrig hat.

Jedenfalls wurde von Experten analysiert, was Sie wollen (oder eben nicht wollen), worauf Sie so abfahren. Und genau auf Sie zugeschnitten wird alle paar Jahre eine Kampagne perfekt choreografiert, die das Ziel hat, willige Bürger, nämlich Sie, zum Kreuzchen an der richtigen Stelle zu animieren.

Wenn mir mal bloß einer sagen könnte, wo die richtige Stelle ist.
Wenn ich mir so die Gesichter anschaue, muss ich sagen, ich glaube niemandem von denen. Die sehen mir fast alle zu geschleckt und selbstsicher aus. So richtig Dicke und Gezeichnete habe ich nur in Friedrichshain gesehen, aber da lassen die mich mein Kreuzchen garantiert nicht machen, und so 'ne blaue Partei gibt es in Kaulsdorf jwd. überhaupt nicht...

Naja, ich kann ja noch gut zehn Tage nachdenken und nachdenken, und dann liegen irgendwann wieder die blöden unverwüstlichen durchschnittenen Kabelbinder auf der Straße rum.
Schönen Dank auch, aber so bleibt eben mehr, als nur ein unangenehmer Nachgeschmack.

Bis dann also!
Ihr nachdenklicher Frosch

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Der Zugezogene, der zum zweiten mal versucht, Bürgermeister der Berliner zu werden, lässt immerhin seinen Absender auf die Postwurfsendungen drucken. Der tritt ein für eine stärkere Staatsmacht und lässt im Wedding sogar weiße Totenblumen verteilen.
Mich beißt ein Floh, wenn der nicht gewählt würde.
Zugereiste gibt es doch schließlich jede Menge und auch die Berliner lieben Exoten mit so ehrlichem Gesicht.