Es wird langsam kühl in unseren Breiten. Gleich eine gute Gelegenheit, die Frage zu klären, ob kühlgefilterter Whisky als "geschmackskastriert" zu bewerten wäre.
Offensichtlich ist dieses Problem ähnlich dem, in dem auch Befürworter und Gegner der Blends aufeinander losgehen. Aber ich frage nun
Sie, kann denn ein Blend, der zu sechzig Prozent aus "Industriealkohol" (also großindustriell gefertigten Grain-Whisky) besteht und nur ganze vierzig Prozent Malt Whisky enthält, die volle Aromenvielfalt und -intensität aufweisen? Ich will das jedenfalls nicht glauben.
Trotzdem ist weltweit noch immer die "gleichbleibende Qualität" der Blends bedeutsamer, als die fassspezifische Individualität einzelner Malts. Frösche mögen im Allgemeinen nicht dieses Einheits-Eierpopeier, auch auf die Gefahr hin, dass manche Geschmackserlebnisse für immer unwiederbringlich sein können...
So ähnlich bewerte ich auch die Farbe der einzelnen (fassreinen) Sorten. So, wie wir Frösche nicht immer nur grün, sondern auch braun, bronzefarben oder türkis sein dürfen, darf doch ein Whisky auch mal "nur" strohgelb oder auch sherryrot aussehen - je nach Lagerfassintensität und -dauer.
Hat es der TALISKER wirklich nötig, mit Zuckerkulör aufgewertet zu werden? Und darf man
nach dieser "Aufwertung" wirklich noch die schöne bernsteingelbe Farbe des edlen Getränks bewerten und lobpreisen?
Wahrscheinlich JA, denn Silikonbrüste werden doch mehrheitlich ganz ähnlich wahrgenommen.
Trotzdem versucht man immer wieder Objektivität in alle Bereiche hineinzubringen, selbst in die des Berserkergetränkes, falls man einigen historischen Hinweisen trauen darf.
Man sucht zwar nicht unbedingt die Seele des Lebenswassers mit
wissenschaftlichen Mitteln [Link 2016 überarbeitet. Bitte beachten Sie die verschiedenen Quellenangaben im Dokument], so doch aber die Geheimnisse der Komposition. Spektroskopie eben.
Ich erinnere mich noch an dicke Atlanten die zu sichten waren, wenn man einer Substanz auf der Spur war - zu sein glaubte...
Lassen Sie uns jetzt zum Thema "Kühlfilterung" zurückkommen.
Auch hier wurde
experimentiert. Mehrere Sorten wurden zur Hälfte gekühlt, durch Papierfilter getropft und mit der unbehandelten Hälfte vergleichend blind verkostet.
Es klingt erst einmal gar nicht so doof und ist als Partygag garantiert 'ne schöne Sache. Erst lachen alle, wie sich die Prüfer "verkosten" (Ha ha, wieder den falschen herausgeschmeckt!), dann lachen alle, wie sich die Prüfer bekleckern (Dissss is jetze aba wiklich der Laga-gavullinnnnn unnzva nichh kühgefillat!) usw.
Das wissenschaftliche Experiment disqualifiziert sich leider selbst durch die Verwendung des Melitta®-Kaffeefilters No. 4. oder eines nicht genau bezeichneten Faltenfilters.
Vielleicht hätte man ja doch lieber 'ne G4-Fritte mit 10-16 µm Porenweite nehmen sollen.
Wo bleibt da die GLP (die "Gute Laboratoriumspraxis")?
Auf der Strecke nämlich!
Wenn Sie also wieder mal Ihren Single Malt aussuchen, empfehle ich Ihnen, unbedingt auf folgenden Hinweis zu achten:
UN-CHILL FILTERED (AS IT SHOULD BE) oder
NON CHILL-FILTERED oder
WE NEITHER CHILL-FILTER... oder oder oder.
Die Frage, wer überhaupt und warum auf die Idee der Kühlfilterung kam, sollte heute hier nicht geklärt werden, denn sonst könnte man auch gleich fragen, wie viele Eiswürfel in ein Nosingglas passen.
Jetzt muss ich mich aber wirklich schütteln, und
Dr. L., diesmal stimme ich Ihnen nicht zu. Meiner Ansicht nach ist das
nicht nur eine "philosophische Frage"!
Zum Wohle!
Ihr Frosch,
diesmal geschüttelt - nicht gerührt