Dienstag, 27. November 2018

Nachruf in rasender Zeit

Du bekommst heute erneut ein "Geburtstagsständchen".
Und wir beide würden uns bestimmt dabei ansehen, dann zu unseren Nachkömmlingen blicken und einstimmig sagen:
"Mann, wie die Zeit vergeht..."

Wir würden jetzt dasitzen und vielleicht einen extrem rauchigen Whisky trinken (dieses besondere Ritual hatten wir leider nie), daran denken, wie wir einst gemeinsam rauchten, irgendwo oder im "Haus Berlin" ein Bier tranken, zuvor stundenlang durch das spätabendliche Berlin liefen, um irgendwo zwei Kneipenplätze zu finden. Ja, früher.
Da war es für uns Jugendliche auch ziemlich fetzig (heute würde man vielleicht "cool" oder "geil" sagen), Wodka Wyborowa aus orangenen Plastetassen zu trinken. Mitten im Wald in Polen. Jeden Abend.

Und heute?
Du würdest bestimmt kaum glauben, wenn ich Dir von Mr. Trump berichte, oder vom Konflikt zwischen Russen und Ukrainer, Dir die "allgemeine" Stimmung bei uns wiedergebe.
Dieselskandal und Flüchtlingsströme in Europa oder Amerika.
Es gruselt einen, Nachrichten zu hören oder zu sehen.

...oder lass mich Dir einfach vom Ende des "linearen" Fernsehens erzählen, das garantiert nicht mehr lange auf sich warten lässt. Du siehst, die Welt dreht sich weiter, auch wenn Brandenburg vielleicht ganz langsam (oder auch viel schneller als erwartet) austrocknet.
Im Garten wächst schon eine Feige, und ich schaue mich bereits um, wo wir Olivenbäume zu kaufen bekommen.

Ich sehe quasi, wie Du Deinen Kopf schüttelst.
Aber Du wüsstest schon, dass ich mit solchen Dingen kaum Quatsch machen würde.


Inzwischen wärst auch Du 23 Jahre älter als bei unserem letzten gemeinsamen Geburtstagsumtrunk, und irgendwie glaube ich ganz stark, dass Dir so ein junger Ledaig, Staoisha, oder auch Talisker ziemlich gefallen dürfte...

Aber lach' jetzt bloß nicht über meinen Fèileadh mòr!
Slàinte mhath!, mein alter Freund,
Dein alter Freund