Sonntag, 7. Dezember 2014

Mal ganz ohne Titel und überhaupt...

Ach ja, die Hauptstadt ist ja so wahnsinnig kulturell.
Will man in die Letzte Instanz, einem Rezitator zuzuhören, einer Opernsängerin zu lauschen, auch noch deftiges Abendbrot zu genießen, muss man erst mal (jedenfalls wenn man aus Richtung Kino International kommt) den Rummel durchqueren.

Lust auf idiotische Karussells?
Auf keinen Fall! Seit den Tagen der aus Wien geborgten Kosmosgondeln (so etwa bis 1975) hat sich hier einfach zu viel getan. Zahnprothesen, Holzbeine und zuvor Vertilgtes werden zentrifugal weggeschleudert, die eine oder andere Beule verursachend, irgend wen zu erschlagen oder als fein zerstäubter Sprühnebel in den Gesichtern der Schaulustigen zu landen.




Glühwein?
Fehlanzeige bei dem gesüßten Abwaschwasser Etwas dort. Da muss man wohl doch schon zu einem anderen Weihnachtsmarkt gehen: vielleicht zur Kulturbrauerei, nach Kaulsdorf (der Markt dort findet allerdings nur an einem einzigen Tag im Jahr statt) oder zum Platz der Akademie.

Und auf dem Weg zum Letztgenannten (allerdings nicht am selben Tag!) kommt der hungrige Kulturgänger unweigerlich oder auch gezielt am Meisterstück vorbei: süddeutsche rustikale Küche mit echten Berliner Hinterhofbieren, pro Mahlzeit zum Preis eines Kleinflugzeuges. Na ja, so ähnlich, aber immerhin geht man ja ganz freiwillig hinein oder eben nicht...
Also, wer mal 'ne winzige Blutwurst, gegrillt am offenen Feuer im Gastraum, mit einem Löffelchen "Sauerkraut" (nee, nicht den Berliner Sauerkohl, eher Bayrischkraut), süßem Delikatess-Mostrich und 'ner gerösteten Schwarzbrotstulle kosten möchte, ist hier genau richtig.



Ein Bier dort schmeckt sehr fruchtig und ähnelt dem Atlantic Ale aus Stralsund: Heidenpeters Pale Ale.
Dreimal so teuer, wie anno dazumal das Herrengedeck im Café Moskau (und ziemlich genau 53 mal so teuer für den, der noch immer klassisch umrechnet,
nämlich 1 € = 2 DM = 20 Ostmark...).
...und man fühlt sich toll und ausgelassen, bestellt man doch gleich noch ein Bierchen. Wir haben's ja!

Dermaßen gestärkt und euphorisiert begibt man sich dann in den großen Saal im Schauspielhaus, dem Adventskonzert zu lauschen.


Extra aus Sachsens Hauptstadt kamen die Jungs vom Kreuzchor, und das allein wäre schon das Qualitäts-i-Tüpfelchen des Abends, aber auch noch ein ganzes Orchester und weitere Sänger zelebrierten u.a. Werke von Händel und Charpentier. 

Ein so schöner Abend konnte natürlich nur auf dem edlen Markt auf Europas schönstem Platz beendet werden.
Vielleicht noch einen kleinen Glühwein?
Ein Weihnachtsgeschenk hier und da.
Ein Zipfel Wurst an diesem Stand, eine Ecke Käse dort.
Und schnell noch geguckt nach einem Heisenberg-Hut...
Und dann ging auch schon das Licht dort aus. Feierabend!

Und jetzt ist wirklich Feierabend!
Ihr Weihnachtsfrosch







Anhang zum Konzert:
05.12.2014, Konzerthaus

Georg Friedrich Händel Utrechter Te Deum mit Jubilate
Marc-Antoine Charpentier Te Deum
Weihnachtslieder

Dresdner Kreuzchor
Christina Elbe Sopran
Sophie Harmsen Alt
Tobias Hunger Tenor
Sebastian Wartig Bass
Konzerthausorchester Berlin
Kreuzkantor Roderich Kreile Leitung





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