Es ist nicht mehr wie in den Neunzigern, als nur jedes dritte Haus geöffnet war und abends die Bürgersteige hochgeklappt wurden. Nein, die Ostostsee ist beliebter denn je. Und Zinnowitz ist gewissermaßen unser Wunschort auf Usedom.
Da beginnt der Tag mit Planschen im hauseigenen Planschbecken - zwei, drei Kraulschläge, fünf Minuten Whirlpool, kurz unter den Wasserfall, wieder Whirlpool...
Beim Frühstück lässt man sich viel Zeit und geht nicht, bevor Kaffe ausgetrunken und Lokalzeitung ausgelesen sind. Das hat schon irgendwie den Charakter eines Rituals, denn daran erkennt man unweigerlich, dass tatsächlich Urlaub (!) ist.
Die Nachrichten, unseren Planeten betreffend, sind schon schlimm, aber zum Glück ganz weit weg. Den Krieg in Syrien oder Myanmar kann man nicht direkt spüren. Man bemerkt keine Erschütterungen, kein Rumoren.
Man spürt ja nicht einmal, wenn der Boden einstürzt, selbst wenn es quasi gleich um die Ecke passiert.
Das Loch auf der A20 ist inzwischen 94 Meter lang und sechs Meter tief. Das ist Ingenieurskunst!
Und die globale Erwärmung nimmt man eigentlich auch nur wahr, indem man bedauert, dass es im Februar hier oben keinen Schnee gibt.
Man spaziert dann am Strand, entweder nach Trassenheide oder Richtung Zempin, immer mit Mütze und manchmal sogar mit Kapuze. Logisch, denn meistens pfeift einem ein feiner (oder auch stärkerer) Wind ins Gesicht.
Während man sich mittags auf den feinen Fisch abends freut, kommt man nicht umhin, wenigstens einen leckeren nicht zu großen Fischimbiss einzunehmen - mal ein Süppchen, mal eine Schrippe mit diesem oder jenem Fisch. Und weil der Fisch bekanntlich schwimmen muss, kommt meist ein Lübzer noch dazu.
Aber, dass die Aale verschwinden, ist schon krass und auch direkt wahrnehmbar. Ein Fischer erzählte, dass die Franzosen Unmengen Glasaale an die Chinesen verscherbeln und hatte den Schuldigen parat.
Kann das sein?
Nun gut, es ist ja Urlaub!
Also begnügt man sich ein letztes Mal mit einer Räucheraalschrippe zur Mittagszeit und nimmt dabei ganz bewusst Abschied vom Aal.
Vielleicht sogar für immer.
Und, was soll ich Ihnen sagen, abends steht fast genauso der Dorsch auf der Abschiedsliste. Spelunken, die diesen noch immer in ihrer Karte führen, müssen beim Bestellversuch meist leider verneinen.
Aber dennoch fanden wir eine nette Kneipe, ganz im Stil des ollen Admirals im roten Hemd, dessen historische Hängematte mit unseren heutigen Babybettchen konkurrieren könnte, in der an der Tafel mit den
Nichts wie hinein! ...zum Abschied nehmen.
Fein auf der Haut gebraten, dazu Butterkartoffeln - was will man mehr?
Die tränengetrübten Augen bestaunten dann auf jedem Tellerchen zwei ganze Dorschfilets.
Zwei ganze Dorschfilets! So klein sind also die Dorsche schon...
Es wird offensichtlich Zeit, zu verzichten!
Erholen auch Sie sich!
Ihr ab sofort nur noch Grünalgen verzehrender Frosch
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